Gemeinsame Aktion für Borreliose-Meldepflicht in ganz Deutschland
Was haben Windpocken, Masern und Mumps gemeinsam? Richtig, sie sind allesamt meldepflichtig in Deutschland. Bestimmte Infektionen bzw. Krankheitserreger unterliegen in deutschen Bundesländern der Meldepflicht.
Es ist einleuchtend, dass Gesundheitsbehörden sich ein Bild über das Ausmaß und die Verbreitung einer gefährlichen Krankheit machen müssen; dazu benötigen sie Informationen über das Vorkommen bestimmter Infektionen. So auch im Fall der meistens von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose, die bislang immer noch nicht in allen deutschen Bundesländern meldepflichtig ist. (Es gibt kein Bundesgesetz zur allgemeinen Borreliose-Meldepflicht, daher fällt sie in die Zuständigkeit der Länder). Zur ergänzenden Information: Sachstand Borreliose April 2017
Gemeinsame Initiative der Borreliose-Patientenorganisationen
Mit einem Schreiben an die gesundheitspolitischen Sprecher der Fraktionen in den Länderparlamenten fordern OnLyme-Aktion.org sowie zwei weitere Patientenorganisationen die Meldepflicht für die Lyme-Borreliose in allen Bundesländern. Hier das Schreiben an die gesundheitspolitischen Fraktionssprecher der Länder.
EU-Kommission soll Pläne zur Bekämpfung der Lyme-Borreliose ausarbeiten
Inzwischen hat auch das Europäische Parlament die EU-Kommission dazu aufgefordert, Pläne zur Bekämpfung der Lyme-Borreliose auszuarbeiten. Eine entsprechende Entschließung wurde von den Abgeordneten gebilligt. Siehe auch: EU_LB_Entschließung des Parlaments
Die Zahl der durch Lyme-Borreliose Betroffenen wird vorsichtig EU-weit auf mittlerweile mindestens eine Million Bürger geschätzt. Sie wird immer noch zu wenig diagnostiziert, vor allem auch weil geeignete Tests fehlen. Das EU-Parlament fordert daher mehr Forschung, Überwachungsprogramme und eine Vereinheitlichung von Diagnostik und Behandlung. Dazu gehört zu allererst natürlich eine Meldepflicht für die Erkrankung in allen EU-Staaten. Außerdem sollen eigene ICD-Diagnoseschlüssel für Borreliose in Früh- und Spätstadium geschaffen werden. Die Mitgliedstaaten werden gebeten, die Möglichkeiten zu klinischen Untersuchungen auszuweiten, sodass Ärzten eine Diagnose auch dann möglich ist, wenn der Serologietest negativ ausfällt.
OnLyme-Aktion.org möchte mit dieser gemeinsamen Aktion den Weg für die noch ausstehende Meldepflicht in den Bundesländern ebnen, als auch auf die enorme gesundheitspolitische Bedeutung der Lyme-Borreliose hinweisen. Über die weitere Entwicklung dieser Initiative werden wir selbstverständlich berichten.
Optimierungsbedarf – bürokratische Probleme bei der Borreliose-Meldepflicht
Bislang variieren die Meldebögen und Krankheitsanzeichen, die gemeldet werden sollen zwischen den Bundesländern. Gut gemeint heißt eben nicht immer gut gemacht. Es hapert an den Meldekriterien und sogar an der Frage, ob das Labor oder der Arzt melden sollen. So bleibt es nicht aus, dass die bisher gemeldeten Fälle nur die Spitze des Eisbergs abbilden und nicht die tatsächliche Krankheitslast.