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Die Leitlinienautoren der Leitlinie Neuroborreliose – Teil I

Braucht man medizinische Leitlinien?

Leitlinien gibt es inzwischen zu vielen Erkrankungen. Sie sollen den neuesten Stand zur Diagnostik und Therapie einer Erkrankung zusammenfassen und Ärzten als Entscheidungshilfe dienen. Bei der Erstellung einer Leitlinie werden u. a. auch ökonomische Aspekte berücksichtigt, da sich Kostenträger im Gesundheitswesen bei Erstattungsfragen an diesen orientieren. Obwohl Leitlinien rechtlich nicht bindend sind, greifen viele Richter in Arzthaftungsfragen zur medizinischen Bewertung des Sachverhalts auf sie zurück. Leitlinien haben somit erheblichen Einfluss auf die Versorgung von Patienten.

Es gibt Leitlinien und Leitlinien …

Leitlinien können sich qualitativ stark unterscheiden und können mithilfe unterschiedlichster Methoden erstellt werden. Bislang war das herkömmliche Vorgehen bei der Formulierung medizinischer Empfehlungen häufig expertenzentriert, unsystematisch und daher auch anfällig für systematische Fehler (Bias).
In Deutschland hat sich die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften) auf einheitliche Standards der Leitlinien-Entwicklung und -bewertung geeinigt. Die AWMF-Leitlinien werden demnach

– abhängig von der Entwicklungsmethode – in drei Stufen: S1, S2, S3 eingeteilt.

Die Qualität einer Leitlinie hängt also vor allem von ihrer Leitliniengruppierung und von der Methodik ab. Leitlinien der Klassifikation S1 beispielsweise beschränken sich auf die subjektive Meinung und Literaturauswahl weniger Experten. Das erinnert noch stark an die überholte Methodik,  Empfehlungen expertenzentriert und unsystematisch zu erstellen, mit der entsprechenden Bias-Gefahr. Aufgrund des Fehlens eines systematischen Entwicklungsprozesses entsprechen  S1-Leitlinien der niedrigsten Entwicklungs- und Qualitätsstufe und werden im eigentlichen Sinn nicht mehr als Leitlinien bezeichnet.

Wie zuverlässig sind Leitlinien?

Nicht immer ist gewährleistet, dass Leitlinien auch von unabhängigen Experten erstellt werden. Ob private oder berufliche Verbindungen, finanzielle Zuwendungen oder gar das Abweichen eigener Forschungsergebnisse – es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die bei beteiligten Leitlinienautoren zu Interessenskonflikten führen können. In jeder Phase einer Leitlinienerstellung können diese Interessenskonflikte zur Verzerrung der Empfehlungen führen.

Wie verbreitet Interessenskonflikte bei Leitlinienautoren sind, zeigte eine Bestandsaufnahme von Leitlinien in Deutschland. Lediglich in 20 % der analysierten Leitlinien wurden Interessenskonflikte deklariert, davon gab fast jeder Zweite finanzielle Zuwendungen an. Nach Einführung eines neuen Regelwerks der AWMF, die medizinische Leitinien der Fachgesellschaften koordiniert, stieg die Anzahl der abgegebenen Interessenskonflikt-Erklärungen von 8 % auf 95 % an. Bewertet werden diese Interessenskonflikte meist durch die Leitliniengruppe. Kein einziger der angegebenen Interessenskonflikte hat allerdings zu irgendeiner Reaktion der Leitliniengruppe geführt.

Die Leitlinie Neuroborreliose

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie ist die federführende Fachgesellschaft der Leitlinie Neuroborreliose. In wenigen Bereichen sind Zuzahlungen von Pharmafirmen an Ärzte derart selbstverständlich geworden, wie in der Nervenheilkunde, so liest man im Spiegel-Bericht „Seelsorge für die Industrie“. Nach diesem Bericht war der Vorsitzende der DGN-Leitlinienkommission Professor Dr. Diener im Jahr 2010 für 28 verschiedene Pharmafirmen tätig und erhielt nach eigenen Angaben rund 95.000 Euro an Industriehonoraren. Ein beachtlicher Nebenverdienst. Die Anzahl der Pharmafirmen hat sich auch 2013 nicht verändert.

Die DGN verlieh 2012 den Journalistenpreis an Patrick Hünerfeld für seine Dokumentation „Zecken-Borreliose – unterschätzte Gefahr oder eingebildete Krankheit?“. Unter Betroffenen hat die verharmlosende und einseitige Berichterstattung für heftige Empörung gesorgt. An der Dokumentation beteiligt war Professor Dr. Rauer, federführender Leitlinienautor der Leitlinie Neuroborreliose. Welche Interessen vertritt Professor Dr. Rauer und wie unabhängig sind die Leitlinienautoren der Leitlinie Neuroborreliose? Diesen Fragen sind wir nachgegangen. Mehr dazu in der nächsten Folge.

 

 

 

 



4 comments

  1. Pingback: Die Leitlinienautoren der Leitlinie Neuroborreliose - Teil II | OnLyme Aktion

  2. Es ist gruselig wie Krankheit zum Geschäft wird. Na dann hoffe ich mal das Dr. Diener auch mal gestochen wird und dann natürlich nach den Leitlinien behandelt.

  3. hallo,habe neuroboreliose habe wegen dieser behandlung schon viel Geld ausgegeben,kann mir jemand diese Leitlinien zukommen lassen.


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